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1. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 119

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 119 — und die Ostsee. Die Westgrenze folgt anfangs dem Kamm der Vogefen; weiterhin jedoch ist die Grenze gegen Frankreich, Belgien und Holland offen. Im Osten fehlen die Naturgrenzen fast ganz; nur an einzelnen Stellen trennen Flüffe das Deutsche Reich von Rußland. 2. a) Die zentrale Lage Deutschlands ist vor allem für seine ge- schichtliche Entwicklung von großer Bedeutung gewesen. Nachdem sich das deutsche Volk dem Christentum zugewandt hatte, wurde es bald der Mittelpunkt der gesamten christlichen Kulturwelt und die führende Macht Europas. Es brachte das römische Weltreich zu neuer Blüte, und die mächtigen Kaiser des Mittelalters (Salier, Hohen- staufeu) galten als die Herren der ganzen Christenheit auf Erdeu. — Die zentrale Lage ist für Deutschland auch zuweileu verhängnisvoll geworden. In Zeiten der Schwäche und Uneinigkeit geriet es in Ab- hängigkeit von mächtigen Nachbarn. Diese fochten ihre Streitigkeiten in unserem Vaterlande aus und machten es jahrhundertelang zum Kriegsschauplatz von ganz Europa. b) Nicht minder wichtig ist der Einfluß der Lage Deutschlands auf seine Kultur. Der Verkehr mit andern Völkern gab den Deutschen Gelegenheit, fremde Erscheinungen zu beobachten. Dadurch wurden sie angeregt, sich die Kulturfortschritte fremder Völker zu nutze zu machen. Anderseits haben sie selbst wieder befruchtend auf die Kultur der andern Völker eingewirkt. Deutsche Erfindungen und Entdeckungen haben zur Förderung der Wissenschaft beigetragen, und durch deutsche Dichter und Denker, Künstler und Forscher ist die Bildung der Nach- barländer wiederholt neu belebt worden. — Infolge seiner leichten Verbindung mit der Fremde ist das deutsche Volk freilich auch der so- genannten Ausländerei verfallen. Geringschätzung des Einheimischen, Nachäffung fremder Sitten und Gebräuche, Verunstaltung der deutscheu Sprache mit fremdländischen Brocken waren lange Zeit herrschend in Deutschland, und erst in unserer Zeit hat man angefangen, dieses Un- wesen ernstlich zu bekämpfen. e) Am vorteilhaftesten erweist sich die zentrale Lage für Handel und Verkehr. Mit den meisten Staaten Europas kann Deutschland leicht Verbindungen anknüpfen; dazu nimmt der Verkehr der Nachbar- staaten untereinander zum großen Teil seinen Weg durch Deutschland. Deshalb war Deutschland schon im Mittelalter der Mittelpunkt des europäischen Handels (Hansa), und auch in der neuesten Zeit gehört es zu den ersten Handelsmächten der Welt. 3. Deutschlands Bodengestalt und ihr Einfluß aus seine staatliche Entwicklung und seinen Verkehr. 1. Bodengestalt. Während in den meisten übrigen Ländern § 89. Europas eine Bodenform vorherrscht, z. B. in Rußland das Tiefland,

2. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 9

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 9 — allen Zeiten eine wichtige Heer- und Handelsstraße Europas vom Abendland nach dem Morgenland und umgekehrt. Daher kommt es auch, daß das ganze Gebiet in der Geschichte eine große Rolle gespielt hat. Die Römer legten hier viele Niederlassungen an, z. B. Augsburg, Regensburg, Passau. Die Hunnen und Ungarn drangen durch das Donautal in Deutschland ein; die Kreuzfahrer folgten dem Lauf der Donau, um in das heilige Land zu ziehen. Im Mittelalter erblühte hier eine Reihe wichtiger reichsfreier Städte, wie Ulm, Augsburg, Regens- bürg usw. Im Dreißigjährigen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg sowie in den Napoleonischen Kriegen wurden hier entscheidende Schlachten geschlagen. Welche Bedeutung das Gebiet für den Verkehr heute hat, ergibt die Tatsache, daß sich hier die beiden Weltverkehrslinien: Paris- Konstantinopel und Berlin-Rom schneiden. C. Der Böhmerwald. Der Böhmerwald bildet einen mächtigen Gebirgswall, der auf der § 5. Grenze zwischen Böhmen und Bayern von der Donau bis zum Fichtel- gebirge zieht. Sein höchster Gipfel, der Arber, erreicht eine Höhe von 1500 m. Das Gebirge war einst viel höher als jetzt. Die Kräfte der Verwitterung haben jedoch so gründlich an ihm gearbeitet, daß nur noch der Rumpf erhalten ist. An der hohen Gebirgsmauer kühlen sich die von Westen kommen- den Wolken ab. Daher erhalten die Höhen viel Regen, und in den flachen Talmulden sind zahlreiche Torfmoore und Sümpfe entstanden. Die außerordentliche Feuchtigkeit begünstigt den Waldwuchs. Die aus- gedehnten, mächtigen Wälder des Gebirges erscheinen stellenweise noch als völlige Urwälder. Das rauhe, feuchte Klima macht den Ackerbau in den höheren Lagen unmöglich. Die Bewohner erwerben ihren Unterhalt hauptsächlich durch Holzverarbeitung und Glasbereitung. In der Mitte des Gebirges befindet sich eine tiefe Einsenkung, der Paß von Taus. Er führt in einer Höhe von 450 m über das Gebirge und wird auch von der Eisenbahn benutzt, die von Nürnberg nach Prag führt. Dem Böhmerwald ist im Südwesten, getrennt durch das Tal des Regen, der Bayrische Wald vorgelagert. Staatliche Einteilung. Politisch gehört die Oberdeutsche Hochebene fast ganz zum König- § reich Bayern; nur das kleine Gebiet westlich der Jller ist württem' bergisch. Der bayrische Anteil wird in die Kreise Ober- und Nieder- bayern, Schwaben und Oberpfalz eingeteilt. Mitten in der Hochebene an der Isar liegt die Hauptstadt Bayerns, München (— zu den Mönchen. Dort stand früher ein Kloster.). Es hat eine sandige, unfrucht- bare Umgebung. Gustav Adolf nannte es deshalb einen goldenen Sattel auf einer dürren Mähre. Mit ^/s Mill. Einwohnern ist München die drittgrößte Stadt des

3. Europa ohne Deutschland - S. 202

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 202 — Auch die Erwerbung Deutsch-Ostafrikas, der wichtigsten deutschen Kolonie, fällt ins Jahr 1884. Dr. Peters erwarb an der Ostküste Afrikas ein 140000 qkm großes Gebiet, für das ein kaiserlicher Schutz- brief ausgestellt wurde. Endlich faßte Deutschland im Jahre 1884 iu der Südsee festen Fuß. Kaiser Wilhelmsland und die benachbarten Inselgruppen wurden erworben. Weitere Inseln, darunter die Karolinen und die Samoa- inseln, kamen später durch Kauf oder durch Verträge iu deutschen Besitz. In Asien wurde im Jahre 1898 Kiautschou auf Schantung besetzt. Die letzte Erwerbung war die von Neu-Kamerun durch das deutsch- französische Abkommen vom November 1911. Die Sicherung und Erweiterung unsrer Kolonien ging nicht ohne harte Kämpfe vor sich, die uns viel Geld und manches Menschenleben kosteten. In Deutsch - Ostafrika mußten verschiedene Aufstände niedergeschlagen werden; auch in Kamerun mußte verschiedene Male ein- gegriffen werden. Der heftigste und schwerste Kampf wurde in Deutsch- Südwestafrika geführt, wo 1903/06 in einem außerordentlich schwierigen Kolonialkrieg die Ruhe nur durch fast völlige Vernichtung der Herero hergestellt werden konnte. Doch sind die Opfer an Gut und Blut nicht umsonst gebracht: denn unfre Kolonien stellen einen wert- vollen Besitz dar. Ii. Die Bedeutung unsrer Kolonien. 154. 1. Unser Volk nimmt jährlich um ungefähr 900000 Menschen zu. Diese neuen Volksgenosfen brauchen Arbeitsgelegenheit, um sich er- nähren zu können. Sie können sie nur in der Industrie finden. Da- mit aber die Industrie neue Arbeiter aufnehmen kann, muß sie für ihre Fabrikate lohnenden Absatz finden. Das wird aber immer schwieriger. Manche Länder, die früher gute Kunden waren, ziehen selbst eine Industrie groß (Italien, Rußland); in andern Ländern (China) machen uns Völker, die billiger arbeiten können als wir (Japan), heftige Konkurrenz. Deshalb sind Absatzgebiete in eigenem Besitz sehr wertvoll. Unsere Kolonien sind 5 mal so groß wie Deutschland. Wenn sie heute auch nur von 16 Mill. Menschen bewohnt sind, so ist die deutsche Aus- fuhr dorthin doch schon recht ansehnlich. Sie hat im Jahre 1910 mehr als 84 Mill. M betragen und bietet durchaus berechtigte Hoffnungen auf weitere Steigerung. — Die Kolonien find also ein wert- volles Absatzgebiet für unsere Industrie.

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 20

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
- 20 — Das Nationaldenkmal auf dem Niederwald „Zum Andenken an die einmütige, siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870 — 1871" ist 38 m hoch. Die riesige Germania, eine edle Frauengestalt, welche Deutschland darstellt, hält in der linken Hand das gesenkte Schwert und in der hocherhobenen rechten die Kaiserkrone. Auf der Vorderseite des Denkmals befindet sich die größte der übrigen bildlichen Dar- stellungen. Sie versinnbildlicht die „Wacht am Rhein": „Kaiser Wilhelm I., umgeben von den deutschen Fürsten und den Generälen des Heeres. Rechts und links sind die Statuen des Krieges und des Friedens. Der Engel des Krieges stößt in die Kriegstrompete und erfaßt das Schwert; der Engel des Friedens hat in der Hand die Fried-mspalme. Weiter unten sitzen die Gestalten des „Vater Rhein" und der „Jungfrau Mosel". Elfterer übergibt der jugendlichen Mosel das Wachthorn; es Lmnsrück Mäuseturm Ruine Ehrenfels Nationaldenkmal Nahefluß Bingen Burg Klopp auf dem Niederwald Ter Rhein bei Bingens. deutet an, daß die Grenze des Deutschen Reiches vom Rhein an die Mosel gerückt ist. An den beiden Seiten des Denkmals befinden sich der „Abschied" und die „Heimkehr" der Krieger. Zur Errichtung dieses großartigen Denkmals hat die ganze deutsche Nation beigetragen, Nachdem Deutschland im Jahre 1871 den Krieg gegen Frankreich siegreich beendet hatte, sammelte man in allen deutschen Ländern große Geldsummen. Die Kosten des Denkmals beliefen sich auf l1/io Millionen Mark. — Der herrlich bewaldete Niederwald wird von vielen Fremden besucht. Den Rhein hinauf reihen sich schöne Städtchen, Flecken und Dörfer nahe aneinander. Geisenheim (Stadt) ist wegen seiner Anstalt für Obst- und Weinbau bekannt. Etwas abseits vom Rheine liegt Johannisberg, Dorf und Schloß. Hier gedeiht der edelste Rheinwein, der „Johannis- i) Nach einem Holzschnitt a. d. Verlage von F. Hirt u. Sohn, Leipzig.

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) - S. 45

1913 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 45 — Auch schlössen viele Städte Bündnisse gegen die Ritter, welche teilweise in Raubritter ausgeartet waren. Von ihren Felsenbnrgen aus überfielen letztere die mit Waren vorüberziehenden Kaufleute und plünderten sie aus. In den beständigen Fehden oder Kämpfen der Städte gegen die Ritter wurden viele Raubburgen zerstört. Im 16. Jahrhundert entstand durch Luther die Reformation. Die Protestanten, die Anhänger der neuen Lehre, trennten sich von der katholi- schen Kirche los. Die nassauischen Grafen führten die Reformation in ihren Landen ein. Doch fand später in der Grafschaft Hadamar eine Gegenreformation statt. Die zu Mainz und Trier gehörigen kurfürstlichen Lande blieben katholisch. In demselben Jahrhundert kam das Hans Nassan-Dillenbnrg, ein Zweig der ottoischen Linie, zu großem Ansehen. Graf Wilhelm der Verschwiegene, Prinz von Oranien, wurde der Befreier der Niederlande. Er eröffnete die Reihe der manischen Fürsten, deren letzter Wilhelm Iii. König von England war. Nach ihrem Aussterben (1702) legten sich die Fürsten von Nassau-Diez, welche die nassauischeu Fürstentümer Hadamar, Dillenburg und Siegen geerbt hatten, den Titel Fürsten oder Prinzen von Oranien bei. Von 1618-—1648 herrschte in Deutschland der Dreißigjährige Krieg. Er wütete auch iu unserer Heimat. Ju demselben fand die Schlacht bei Höchst statt (1622). Unser deutsches Vaterlaud wurde schrecklich verwüstet und erholte sich erst nach langer Zeit wieder. Fürsten von Nassau. Im 17. Jahrhundert wurden die Grafen von Nassau zu Fürsten ernannt. Die walramifche Linie erlangte die fürstliche Würde um 1668. Im 18. Jahrhundert wurde unsere Heimat ost von den Franzosen heimgesucht. Sie nahmen Frankfurt mehrmals ein und zerstörten die Feste Königstein. 1792 wurde ersteres von kurhessischen und prenßischen Truppen wiedererobert. An diese Tat erinnert das Hessendenkmal zu Frankfurt a. M. 1795 wurden die Franzosen von den Österreichern bei Höchst und 1796 bei Limburg und Diez geschlagen. Bei ihrem Rückzüge über den Westerwald fand der General Mareeau seinen Tod. Im Jahre 1806 endete das alte deutsche Reich, iudem Kaiser Frauz Ii. die Kaiserkrone niederlegte und sich fortan Kaiser von Öfter- reich nannte. Eine Anzahl deutscher Fürsten hatte sich, durch die Ver- hältuisse gezwungen, vom deutschen Reiche losgesagt und unter der Ober- Hoheit des französischen Kaisers Napoleon I. den Rheinbund gebildet. Unter ihnen waren auch die Fürsten von Nassan-Usingen und Nassau- Weilburg (walramische Linie). Ihre Länder wurden bedeutend vergrößert, und erstem erhielt den Herzogstitel.

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 57

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 57 — Von 1618—1648 herrschte in Deutschland der dreißigjährige Krieg. Er wütete auch in unserer Heimat. Hesseu wurde schrecklich verwüstet; viele Städte und Dörfer wurden zerstört. Das Land verlor in diesem Kriege einen großen Teil seiner Bevölkerung. Es dauerte lauge, bis es sich wieder erholt hatte. Im westfälischen Frieden (1648), der den dreißig- jährigen Krieg beendete, erhielt Hessen die Abtei Hersfeld und die Graf schast Schaumburg. Bon 1677—1730 regierte Laudgras Karl, einer der tätigsten hessi- schen Regenten. Er öffnete den flüchtigen französischen Hugeuotten sein Land und ließ durch diese die Stadt Karlshafen anlegen. Auch schuf er die Karlsaue in Kassel und die Wasserwerke des Karlsbergs zu Wil- Helmshöhe. Unter seiner Regierung kämpften in den Kriegen des deutschen Reiches gegen Frankreich und die Türken hessische Truppen mit großer Tapferkeit. An der Universität zu Marburg lehrte damals Papin. Er erbaute das erste Dampfboot der Welt. Dieses fuhr 1698 auf der Fulda von Kassel bis Münden, wurde aber hier von Schiffern zerschlagen. Karls Sohn und Nachfolger Friedrich I. war zugleich König von Schweden. Unter dessen Herrschaft siel 1763 die Grafschaft Hanau an Hessen. Im siebenjährigen Kriege, der von 1756—1763 dauerte, hatte Hessen viel zu leiden. Seine Truppen standen auf Seiten Preußens gegen Frankreich und das Deutsche Reich. Sie kämpften 1758 bei Sandershausen, 1759 bei Bergen und 1762 bei Wilhelmstal heldenmütig gegen die Franzosen. Diese hatten Kassel viermal besetzt und die Stiftskirche in Hersfeld zerstört. Um dem durch den Krieg verarmten Lande aufzuhelfen, schloß Landgraf Friedrich Ii. mit England einen Vertrag, nach welchem hessische Truppen mit deu Engländern gegen die Nordamerikaner fechten mußten. Die dafür von England gewährten Unterstützungsgelder bildeten den Ursprung des hessischen Staatsschatzes. Von den in Amerika kämpfenden Hessen siedelten sich 3000 dort an. In den Kriegen der französischen Revolution verlor Hessen seine Besitzungen am linken Rheinufer (Rheinfels und St. Goar) an Frankreich. Als Entschädigung dafür erhielt es 1803 die von seinem Gebiete einge- schlossenen kurmainzischen Ämter Amöneburg, Neustadt, Fritzlar und Naum- bürg, dazu die seitherige Reichsstadt Gelnhausen. Zugleich wurde Hessen- Kassel zum Kurfürstentum erhoben. tzessen-Nassel ein Rurfürstentum. Der erste Kurfürst von Hessen-Kassel war Wilhelm I. Er regierte als solcher von 1803—1821, nachdem er 18 Jahre lang Landgraf ge- wesen. Da er dem vom französischen Kaiser Napoleon I. gegründeten

7. Bis zum Interregnum - S. 43

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 43 — gaben, z. B. zur Herstellung von Wegen, Brücken, Dämmen, deren alle Nachbarn bedurften und die durch das Zusammenwirken aller zweckmäßiger und billiger hergestellt werden konnten. So diente der Gemeindeverband vorzugsweise" inneren, friedlichen Zwecken. Die weitere Ausdehnung des Einigungsgedankens führte zum Gaustaat, der mehrere Gemeinden zu einer Einheit zusammenschloß. Jeder Gau konnte selbständig über Bündnisse, über Krieg und Frieden entscheiden. An seiner Spitze stand der Gaufürst. Der Gaustaat war vorherrschend zur Zeit Christi. Aber die Überlegenheit der römischen Weltmacht, der drohende Verlust der nationalen Freiheit durch die Römer drängte zu noch größerer Einheit. Schon Armin suchte die einzelnen hadernden Gaue der Cherusker unter einheitlicher Leitung zu einen und zwischen den benachbarten Völkerschaften ein Bündnis herzustellen; aber die Zeit war dazu noch nicht gekommen. Der erste große germanische Staatsmann erlag dem Widerwillen der Germanen gegen straffe staatliche Zucht. Erst allmählich reifte sich der Gedanke Armins zur Frucht aus, und so entstand die Völkerschaft (lat. civitas), deren Zweck und Einrichtung vor allem militärisch war; denn ihre mündigen Glieder bildeten das Heer, und die Volksversammlung, die die Entscheidung über alle wichtigen Angelegenheiten sällte, war zugleich Heeresmusterung. Die Not führte etwa vom 3. Jahrhundert an unter benachbarten Völkerschaften zu umfassenderen Verbänden, zu den Völkerbündnissen, die zunächst nur auf Zeit, etwa zur Abwehr besonderer Kriegsgefahren, geschloffen wurden und darauf wieder zerfielen. Aber die beständige Kriegsnot drängte zu steter Erneuerung der Bündnisse, die dadurch dauernde Einrichtungen wurden. So entstanden die Großvölker, z. B. der Alamannen (d. i. Gesamtmänner), Franken, Sachsen, Bayern, Friesen, Thüringer. In diesen Namen sind dann die einzelnen Stammesnamen aufgegangen, und das Gefühl der Zusammengehörigkeit ging von den Einzelvölkern auf diese Völkerbünde über. Daher betrachteten sich diese, als es später ein Reich der Deutschen gab, als die uralten Stämme des deutschen Volkes. Veranlassung zu der Einigung gab aber vor allem die Erkenntnis, daß der fortwährende innere Hader die Germanen unfähig machte zum erfolgreichen Kampfe gegen die äußeren Feinde, die Römer. Die Not wies also den unbändigen Freiheitssinn in seine Schranken, wirkte somit erzieherisch und führte den staatlichen Zusammenschluß herbei.

8. Bis zum Interregnum - S. 65

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 65 — Werra herrschten die Thüringer, die alten Hermunduren. Aus Böhmen waren die Markomannen in das verheerte, frei gewordene Donau- und Alpengebiet eingerückt und erhielten dort als Bewohner des Bojerlandes den neuen Namen Bajuwaren, später Bayern. Ihre westlichen Nachbarn zu beiden Seiten des Rheins waren die Alamannen oder Sweben, von denen nördlich am mittleren und unteren Rhein die Franken wohnten. Zwischen ihnen und den Thüringern dehnte sich das Gebiet der Hessen aus. Diese Verteilung der deutschen Stämme blieb für die Folgezeit maßgebend, und die deutsche Geographie erinnert daran noch heute. b) Ursache der Wanderungen. Die durch viele Jahrhunderte nach Zeiten der Ruhe immer wiederkehrenden Wanderungen lassen unsere Vorfahren als ein unruhiges Volk erscheinen, das keine Neigung zu seßhafter friedlicher Arbeit hatte. Es will uns scheinen, als habe den Germanen aller Sinn für eine Heimat gefehlt, als habe alles Fremde eine besondere Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Fast kommen sie uns als Eroberer und Abenteurer vor, die auf Raub und Beute auszogen. Und doch war dem nicht so. Die Germanen waren, wie mehrfach erwähnt worden ist, Viehzüchter und Ackerbauer; aber ihr Ackerbau war noch unvollkommen, und unermeßliche Strecken des deutschen Bodens nahm noch der Urwald ein. Die Masse des Volkes aber wnchs von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, ungeheuer war die Volksvermehrung. Das Land vermochte daher das Volk nicht zu ernähren, und die Germanen waren gezwungen, sich auszubreiten. Nicht Mutwille war's also, der sie zur Auswanderung veranlaßte, sondern die Not, die Landnot, der Mangel an ausreichendem anbaufähigem Ackerboden. Ganz besonders fühlbar wurde die Landnot in den ersten Jahrhunderten nach Chr. Nach der ersten großen Wanderung, die durch Cäsar zum Stillstand gekommen war, mußten die Germanen, da sie am Überfluten des Rheins und der Donau verhindert wurden, zu größerer Seßhaftigkeit und zu verbesserter Boden-ausnutzung übergehen. Dadurch erzielten sie größere Mengen an Körnerfrüchten, was auch eine bessere Ernährung des Volkes ermöglichte. Dazu kam, daß auf die ersten Kämpfe mit den Römern zur Zeit des Kaisers Auguftus eine längere Zeit des Friedens folgte. Die bessere Ernährung und die Zeit der Ruhe hatten zur Folge, daß Germanien nach etlichen Menschenaltern übervölkert war, und die erneut hervortretende Landnot veranlaßte daher Pähold, Lehrbuch der Geschichte. I. Teil. 5

9. Bis zum Interregnum - S. 134

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 134 — Da sich das geistige Leben an Karls Hose an die römische Bildung anknüpfte, so wurde in seinem Reiche das Latein die Amts- und Verkehrssprache. Es ist infolgedessen auch die Sprache der Gebildeten das ganze Mittelalter hindurch, ja weit darüber hinaus geblieben. Trotzdem war Karl durch und durch Germane, er liebte das Deutschtum und hielt auch treu an seinen heimischen Sitten fest. Er war mäßig im Essen und Trinken und trug mit Vorliebe die einfache fränkische Kleidung. Sein Interesse für die Muttersprache bewies er dadurch, daß er die Bearbeitung einer deutschen Grammatik in Angriff nahm, die unserer Sprache zu einer angesehenen Stellung neben dem Latein hätte verhelfen können. Die Geistlichen hielt er an, deutsch zu predigen. Die alten germanischen Heldenlieder ließ er sammeln und aufschreiben. Sie sind leider unter seinen Nachfolgern als Zeichen des Heidentums sehr bald vernichtet worden und dadurch für immer der Nachwelt verloren gegangen. Für die lateinischen Monatsnamen setzte er deutsche ein, z. V. Wintermonat, Hornung, Lenzmonat, Ostermonat. So bedeutete die Tätigkeit Karls auch einen vielversprechenden Anfang in der Entwicklung heimischer Bildung. Großes hat Karl während seiner Regierung geschaffen. „Er war, als er zur Regierung kam, ungelehrt wie sein Volk, und als er starb, hinterließ er eine Anzahl großer Kulturstätten, Tausende von Büchern, gelehrte Priester und Weltleute iu allen Teilen des Reiches. Wo die wilden Sachsen Menschenopfer gebracht, wo die Friesen ihre Bekehrer erschlagen, wo die Awaren mit ihren Köchern über die Matten fruchtbarer Täler geritten, da erhoben sich jetzt Glockentürme, königliche Meiereien und Klosterschulen" (G. Freytag). Leider vermochten seine Bestrebungen keinen dauernden Kulturzustaud herbeizuführen. Karl war iu vieler Hinsicht seiner Zeit vorausgeeilt, sein Volk war noch nicht reif, um feinen Plänen volles Verständnis entgegenzubringen. Vor allem aber ragten seine Nach-solger aus dem Throne bei weitem nicht an den großen Kaiser heran und waren nicht in der Lage, sein Reich zusammenzuhalten und seine Bestrebungen weiter zu verfolgen; doch „die Keime des Lebens, die er in den Ackergrund und in die Seelen der Menschen gesenkt hatte, überdauerter: die Verwüstungen der nächsten Folgezeit." Der Glanz von Karls Kaiserhof lebte in der Erinnerung noch lange fort und gab der Dichtung und der Sage in den folgenden Jahrhunderten vielseitigen Stoss.

10. Bis zum Interregnum - S. 143

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 143 — die deutsche Ostmark und vernichtete die im Osten von Karl d. Gr. begründete Kultur. Ein bayrisches Heer wurde vollständig geschlagen. Damit war Deutschland den surchtbarsten Raubzügeu geöffnet. Sengend und mordend überschwemmten die wilden Horden bald Süd-, bald Mitteldeutschland. Die Bewohner erschlugen sie oder trieben sie hinweg; was ihnen an beweglicher Habe wertvoll erschien, nahmen sie mit, mtd die Wohnstätten brannten sie nieder. Weite Strecken wurden dadurch in eine Einöde verwandelt. Was in fleißiger Kulturarbeit geschaffen worden war. fiel der Vernichtung anheim. Wenn die furchtbaren Menschenverluste bald wieder ersetzt wurden, so ist das ein Beweis von der unerschöpflichen Volkskraft, die schon in der Urzeit die Stämme nach Niederlagen rasch wieder erstarken ließ. Das schwache karolingische Königtum vermochte den Madjaren keine einheitliche Macht entgegenzustellen. Daher waren die bedrohten Landschaften auf Selbsthilfe angewiesen, was wiederum zur Erstarkung der Herzogsgewalt beitrug. Als darum der letzte Karolinger starb, war das deutsche Königtum im Erlöschen begriffen. Doch das Gefühl der Zusammengehörigkeit war nicht ganz geschwunden. Die Großen traten namentlich auf Betreiben der Geistlichen zusammen und wählten wieder einen König, noch einmal einen Franken, Konrad I. Deutschland war also ein Wahlreich geworden. Die alte Form der Königswahl lebte wieder auf. Freilich wählte nicht das Volk, das Recht wurde nur von dem hohen Adel ausgeübt, und das anwesende Volk gab seine Zustimmung. Konrad I. wollte wie Karl d. Gr. die Selbständigkeit der Stammesherzogtümer brechen; aber dieser Versuch scheiterte gänzlich. Seine Regierung endete mit einem vollständigen Mißerfolge. b) Heinrich I. Konrads Nachfolger war Heinrich, der Herzog der Sachsen. Damit ging die Königsgewalt von den Franken auf denjenigen Stamm über, der in der Reichseinheit der jüngste war und der ihr gegenüber lange seine Selbständigkeit verteidigt hatte1). Heinrich war der Fürst, den Deutschland brauchte. Von einem deutschen Reiche ließ sich freilich damals kaum reden. Heinrich war x) Ob die Darstellung des Geschichtschreibers Widukind, der die Rechtmäßig-keit des sächsischen Königtums nachweisen wollte und darum berichtet, daß Konrad selbst seinen Bruder Eberhard beauftragt habe, die Wahl auf Heinrich zu lenken, richtig ist, soll hier nicht erörtert werden.
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